Alter Atombunker der Landesregierung
| Außen Doppelgarage, innen Atombunker: Hinter diesen Toren befindet sich der Eingang zum ehemaligen Aus- weichsitz der Landesregierung. Foto: Ausweichsitz-NRW |
Gut getarnter Eingang
Wenn man vor dem Eingang des ehemaligen Atomschutzbunkers steht denkt man sich nur: "Okay, eine Garage." Denn mehr ist vom Ausweichsitz NRW von außen nicht zu sehen. In den 60er Jahren wurde der Bunker für umgerechnet etwa 100 Millionen Euro errichtet. Im Falle eines Atomangriffs durch den Ostblock, hätten hier die wichtigsten Regierungsbeamten der nordrhein-westfälischen Landesregierung Zuflucht gefunden. Für 30 Tage bot der Bunker ihnen alles, was man zum Überleben brauchte. Glücklicherweise wurde er nur zu Übungszwecken gebraucht. Dennoch war er fast 30 Jahre lang immer einsatzbereit. Seit seiner Stillegung im Jahre 1993 ist er in Privatbesitz. Und seit 2009 kann man ihn nun wieder besichtigen. Dazu finden regelmäßig Führungen durch den Bunker statt.
Zeitreise in den Kalten Krieg

Die Ansaugrohre für die Luftversorgung des Bunkers.
Darunter die Sandfilterbecken. Foto: Ausweichsitz-NRW

Zwei solcher Drucktüren bilden die Eingangsschleuse
zum Bunker. Foto: Ausweichsitz-NRW
Der Besuch im Bunker mutet wie eine kleine Zeitreise an: "Sie sind Mitglied der Landesregierung NRW und werden ohne Vorwarnung von ihrem Schreibtisch geholt, in einen Bus gepackt und hier zum Bunker gefahren", beginnt Gästeführer Claus Röhling die Führung. Doch bevor es ins eigentliche Innere des Bunkers geht, gibt es noch Informationen zur Technik. Zunächst kommt man an den Belüftungssystemen des Bunkers vorbei. Riesige Ansaugrohre saugen die Außenluft im Normalbetrieb ein. Wenn aber die Luft durch die Detonation einer Atombombe heiß und verstrahlt gewesen wäre, hätten fünf Schichten Sand- und Aktivkohlefilter die Luft abgekühlt und gefiltert, bevor sie ins Innere des Bunkers geleitet worden wäre. Spezielle Überdruckventile hätten die Normale Luftansaugung dann ausgeschaltet.

Auch heute noch befinden sich Schutzanzüge in den alten
Dekontaminierungsbereichen des Bunkers.
Foto: Ausweichsitz-NRW
Als nächstes geht es durch die Schleusentüren in das Innere des Bunkers. Verwinkelte Gänge vor der Schleuse, sollten eine Druckwelle abschwächen, die bei der Detonation einer Atombombe entstanden wäre. Dahinter befindet sich der Entgiftungsbereich. Vor dem Betreten des Bunkers hätte ein kontaminierter Mensch hier duschen und seine Kleidung in einen Spezialbehälter geben müssen. Auch Schutzkleidung wurde hier aufbewahrt, falls der Bunker - zum Beispiel für Reparaturarbeiten an der Antennenanlage - verlassen werden musste.
Ausstattung noch gut in Schuss
Besonders schön ist, dass der Bunker auch heute noch in einem technisch guten Zustand ist. Das macht ihn als Besucherziel besonders attraktiv. Viele andere Bunker sind nur noch teilweise begehbar und vieles an Ausrüstung und Ausstattung fehlt. Im Ausweichsitz NRW befinden sich sogar noch Karten von alten NATO-Übungen. Im weiteren Verlauf der Führung geht es durch die verschiedenen Referate der Landesregierung. Jedes hatte einen eigenen Raum im Bunker, wo es die für seine Aufgaben relevanten Mittel zur Verfügung gestellt bekam. Diese reichten von der Bibliothek, über Kartentische, bishin zu Fernschreibern und Telefonen.

Im zentralen Lageraum des Bunkers sollte die Gesamt-
lage von NRW im Ernstfall beobachtet und ausgewertet
werden. Sogar die Sprechanlage funktioniert heute noch.
Foto: Ausweichsitz-NRW

Die Telefonzentrale des Bunkers: Alle ein- und ausgehen-
den Telefonate wurden hier verbunden. Zur Sicherstellung
der Geheimhaltung wurden sie zum Teil abgehört.
Foto: Ausweichsitz-NRW
Denn der Zweck des Aufenthalts im Bunker war es ja, die Krisensituation nach einem Angriff durch Atomwaffen von hier aus zu meistern. Hier führt Claus Röhling das Szenario auch fort. Die Besucher müssen die nächsten Schritte planen. Eine Evakuierung von Düsseldorf. Denn ein eine kleinere Atombombe hat Essen getroffen und die Radioaktive Wolke zieht Richtung Süden. Von den Warnämtern, Wetterdiensten und den Polizeibeamten vor Ort kommen Informationen über Windverhältnisse, Flüchtlingszahlen und Zustand der Verkehrsmittel. Es gelingt nicht die Millionenstadt zu evakuieren bis die Falloutwolke über Düsseldorf steht. Es wäre also mit mehreren Hunderttausend Toten zu rechnen. Zum Glück ist dieser Fall nie eingetreten, findet nicht nur Claus Röhling.
Weiter geht es durch die verschiedenen Referate. Sogar ein Kulturreferat gab es. Dieses sollte im Krisenfall sicherstellen, dass zum Beispiel Exponate aus Museen in Sicherheit gebracht werden. Außerdem gab es ein Justizreferat, welches Ausnahmeregelungen erließ, da selbst im Kriegsfall das Gesetz herrscht. Sonderregelungen konnten hier erlassen werden. Beispielsweise eine längere Lenkzeit für LKW-Fahrer, damit Nahrungsmittel und Hilfsgüter schneller zum Bedarfsort gebracht werden konnten.

Alles Redundant: Sämtliche lebenswichtigen Einrichtungen
waren in Zweifacher Ausführung vorhanden, um sie bei Aus-
Fall ersetzen zu können. Foto: Ausweichsitz-NRW
Lebenserhaltung im Bunker
Sollte der Strom im Bunker ausfallen, gab es zwei Dieselgeneratoren, die für die 30 Tage den Strom liefern konnten. Auch diese funktionieren heute noch und werden regelmäßig gewartet und getestet. Die Abgase wurden erst 50 Meter unter der Erde weggeleitet, damit der Bunker keine Wärmesignatur auf Aufklärungsbildern lieferte.
Die Ölheizung wird heute nicht mehr betrieben, aber in den knapp 30 Jahren, in denen der Bunker rund um die Uhr einsatzbereit gehalten wurde, wurde er auch andauernd auf etwa 20°C geheizt. Sämtliche Heizlüfter konnten über Druckluftleitungen vom Heizungsraum aus gesteuert werden. Ein großes Problem hierbei stellte Feuchtigkeit dar. Wäre feuchte Luft durch die Lüftung gelangt, hätte es überall schnell angefangen zu schimmeln. Daher befindet sich auch im Ausweichsitz NRW ein Entfeuchtegerät, welches die Luft zuerst nahe des Gefrierpunkts herunterkühlt. Dadurch kondensiert das Wasser in der Luft und lässt sich abscheiden. Anschließend wurde die Luft dann auf die eingestellte Heiztemperatur angewärmt und im Bunker verteilt.
Auch für das Leibliche Wohl wurde ein Vorrat für 30 Tage gehalten. Aus haltbarkeitsgründen gab es aber nur Konserven und Sackware wie Reis oder Nudeln. Eine groß ausgerüstete Küche gab es daher nicht. Es genügte ja das Öffnen und aufwärmen der Konserven.

Diese Wasserpumpen sorgten für frisches Trinkwasser in
den Wassertanks. Auch sie waren in zweifacher Ausführung
verbaut. Foto: Ausweichsitz-NRW
Die Trinkwasserversorgung stellte ein 80 Meter tief reichender Brunnen sicher. Von dort aus wurde das Wasser über Aktivkohlefilter gereinigt und in einen von drei Tanks gepumpt. Im Regelbetrieb wurde dann immer wieder Wasser entnommen und nachgefüllt. Bei Ausbruch des Atomkriegs wäre dann immer frisches Wasser in den Tanks, welches für die einmonatige Betriebsdauer des Bunkers ausgereicht hätte.
Sogar der WDR hatte ein eigenes Radiostudio im Bunker. Von hier aus konnte das normale Radioprogramm des WDR abgestellt und für den Krisenfall entsprechendes Programm gesendet werden. Damit hätte man im Ernstfall die Zivilbevölkerung auch nach dem Einschlag einer Atombombe weiterhin informieren können.
Gesamteindruck der Führung
Einen Eindruck wie anstrengend das Leben im Bunker gewesen sein muss, bekommt der Besucher bei der Führung in jeden Fall. Es ging eben darum dort zu arbeiten, und die Geschicke des Bundeslandes für einen Monat zu lenken. Komfort spielte keine Rolle. Durch das Szenario fühlt man sich in die Situation versetzt, diese Aufgaben zu übernehmen. Und der hervorragende Zustand des Bunkerinneren tut sein übriges dazu. Wer sich schon immer mal einen Bunker von innen ansehen wollte, darf sich den Ausweichsitz NRW auf keinen Fall entgehen lassen. Die Kosten von zehn Euro pro Person sind völlig gerechtfertigt. Dafür bekommt man zwei bis zweieinhalb Stunden interessante Bunkergeschichte zu sehen. Fotofreunde müssen sich allerdings zu einer gesonderten Tour anmelden, da das Fotografieren während der Führungen nicht gestattet ist. Bei den Fototouren gibt es dann aber zusätzlich eine Führung, Brunch und am Nachmittag Kaffe und Kuchen.
Weitere Fotos:

Alles vorrätig: Alle benötigten Ersatzteile waren im Bunker verfügbar, um im Gebrauchsfall alles reparieren oder ersetzen zu können. Foto: Ausweichsitz-NRW

Nachgerüstet: Anfang der 70er wurde dieser Haartrockner nachgerüstet. Der Grund: Lange Haare waren bei Männern in Mode gekommen. Foto: Ausweichsitz-NRW

Die "Ministerpräsidenten-Suite": Der Ministerpräsident war die einzige Person im Bunker, für die ein Einzelzimmer vorgesehen war. Foto: Ausweichsitz-NRW

Auch im Falle eines Atomkriegs sendebereit: die Sprecherkabine im bunkereigenen WDR-Studio. Foto: Ausweichsitz-NRW

Fernsprecher wie dieser waren damals das sicherste Kommunikationsmittel. Das zivile Fernsprechernetz ist heutzutage abgeschaltet. Foto: Ausweichsitz-NRW

Komfort war Mangelware. Drei Betten standen in jedem Zimmer. Ein Bett wurde jeweils von Zwei Beamten im Schichtwechsel benutzt. Foto: Ausweichsitz-NRW
Wenn man vor dem Eingang des ehemaligen Atomschutzbunkers steht denkt man sich nur: "Okay, eine Garage." Denn mehr ist vom Ausweichsitz NRW von außen nicht zu sehen. In den 60er Jahren wurde der Bunker für umgerechnet etwa 100 Millionen Euro errichtet. Im Falle eines Atomangriffs durch den Ostblock, hätten hier die wichtigsten Regierungsbeamten der nordrhein-westfälischen Landesregierung Zuflucht gefunden. Für 30 Tage bot der Bunker ihnen alles, was man zum Überleben brauchte. Glücklicherweise wurde er nur zu Übungszwecken gebraucht. Dennoch war er fast 30 Jahre lang immer einsatzbereit. Seit seiner Stillegung im Jahre 1993 ist er in Privatbesitz. Und seit 2009 kann man ihn nun wieder besichtigen. Dazu finden regelmäßig Führungen durch den Bunker statt.
Zeitreise in den Kalten Krieg
Der Besuch im Bunker mutet wie eine kleine Zeitreise an: "Sie sind Mitglied der Landesregierung NRW und werden ohne Vorwarnung von ihrem Schreibtisch geholt, in einen Bus gepackt und hier zum Bunker gefahren", beginnt Gästeführer Claus Röhling die Führung. Doch bevor es ins eigentliche Innere des Bunkers geht, gibt es noch Informationen zur Technik. Zunächst kommt man an den Belüftungssystemen des Bunkers vorbei. Riesige Ansaugrohre saugen die Außenluft im Normalbetrieb ein. Wenn aber die Luft durch die Detonation einer Atombombe heiß und verstrahlt gewesen wäre, hätten fünf Schichten Sand- und Aktivkohlefilter die Luft abgekühlt und gefiltert, bevor sie ins Innere des Bunkers geleitet worden wäre. Spezielle Überdruckventile hätten die Normale Luftansaugung dann ausgeschaltet.
Als nächstes geht es durch die Schleusentüren in das Innere des Bunkers. Verwinkelte Gänge vor der Schleuse, sollten eine Druckwelle abschwächen, die bei der Detonation einer Atombombe entstanden wäre. Dahinter befindet sich der Entgiftungsbereich. Vor dem Betreten des Bunkers hätte ein kontaminierter Mensch hier duschen und seine Kleidung in einen Spezialbehälter geben müssen. Auch Schutzkleidung wurde hier aufbewahrt, falls der Bunker - zum Beispiel für Reparaturarbeiten an der Antennenanlage - verlassen werden musste.
Ausstattung noch gut in Schuss
Besonders schön ist, dass der Bunker auch heute noch in einem technisch guten Zustand ist. Das macht ihn als Besucherziel besonders attraktiv. Viele andere Bunker sind nur noch teilweise begehbar und vieles an Ausrüstung und Ausstattung fehlt. Im Ausweichsitz NRW befinden sich sogar noch Karten von alten NATO-Übungen. Im weiteren Verlauf der Führung geht es durch die verschiedenen Referate der Landesregierung. Jedes hatte einen eigenen Raum im Bunker, wo es die für seine Aufgaben relevanten Mittel zur Verfügung gestellt bekam. Diese reichten von der Bibliothek, über Kartentische, bishin zu Fernschreibern und Telefonen.
Denn der Zweck des Aufenthalts im Bunker war es ja, die Krisensituation nach einem Angriff durch Atomwaffen von hier aus zu meistern. Hier führt Claus Röhling das Szenario auch fort. Die Besucher müssen die nächsten Schritte planen. Eine Evakuierung von Düsseldorf. Denn ein eine kleinere Atombombe hat Essen getroffen und die Radioaktive Wolke zieht Richtung Süden. Von den Warnämtern, Wetterdiensten und den Polizeibeamten vor Ort kommen Informationen über Windverhältnisse, Flüchtlingszahlen und Zustand der Verkehrsmittel. Es gelingt nicht die Millionenstadt zu evakuieren bis die Falloutwolke über Düsseldorf steht. Es wäre also mit mehreren Hunderttausend Toten zu rechnen. Zum Glück ist dieser Fall nie eingetreten, findet nicht nur Claus Röhling.
Weiter geht es durch die verschiedenen Referate. Sogar ein Kulturreferat gab es. Dieses sollte im Krisenfall sicherstellen, dass zum Beispiel Exponate aus Museen in Sicherheit gebracht werden. Außerdem gab es ein Justizreferat, welches Ausnahmeregelungen erließ, da selbst im Kriegsfall das Gesetz herrscht. Sonderregelungen konnten hier erlassen werden. Beispielsweise eine längere Lenkzeit für LKW-Fahrer, damit Nahrungsmittel und Hilfsgüter schneller zum Bedarfsort gebracht werden konnten.
Lebenserhaltung im Bunker
Sollte der Strom im Bunker ausfallen, gab es zwei Dieselgeneratoren, die für die 30 Tage den Strom liefern konnten. Auch diese funktionieren heute noch und werden regelmäßig gewartet und getestet. Die Abgase wurden erst 50 Meter unter der Erde weggeleitet, damit der Bunker keine Wärmesignatur auf Aufklärungsbildern lieferte.
Die Ölheizung wird heute nicht mehr betrieben, aber in den knapp 30 Jahren, in denen der Bunker rund um die Uhr einsatzbereit gehalten wurde, wurde er auch andauernd auf etwa 20°C geheizt. Sämtliche Heizlüfter konnten über Druckluftleitungen vom Heizungsraum aus gesteuert werden. Ein großes Problem hierbei stellte Feuchtigkeit dar. Wäre feuchte Luft durch die Lüftung gelangt, hätte es überall schnell angefangen zu schimmeln. Daher befindet sich auch im Ausweichsitz NRW ein Entfeuchtegerät, welches die Luft zuerst nahe des Gefrierpunkts herunterkühlt. Dadurch kondensiert das Wasser in der Luft und lässt sich abscheiden. Anschließend wurde die Luft dann auf die eingestellte Heiztemperatur angewärmt und im Bunker verteilt.
Die Trinkwasserversorgung stellte ein 80 Meter tief reichender Brunnen sicher. Von dort aus wurde das Wasser über Aktivkohlefilter gereinigt und in einen von drei Tanks gepumpt. Im Regelbetrieb wurde dann immer wieder Wasser entnommen und nachgefüllt. Bei Ausbruch des Atomkriegs wäre dann immer frisches Wasser in den Tanks, welches für die einmonatige Betriebsdauer des Bunkers ausgereicht hätte.
Sogar der WDR hatte ein eigenes Radiostudio im Bunker. Von hier aus konnte das normale Radioprogramm des WDR abgestellt und für den Krisenfall entsprechendes Programm gesendet werden. Damit hätte man im Ernstfall die Zivilbevölkerung auch nach dem Einschlag einer Atombombe weiterhin informieren können.
Gesamteindruck der Führung
Einen Eindruck wie anstrengend das Leben im Bunker gewesen sein muss, bekommt der Besucher bei der Führung in jeden Fall. Es ging eben darum dort zu arbeiten, und die Geschicke des Bundeslandes für einen Monat zu lenken. Komfort spielte keine Rolle. Durch das Szenario fühlt man sich in die Situation versetzt, diese Aufgaben zu übernehmen. Und der hervorragende Zustand des Bunkerinneren tut sein übriges dazu. Wer sich schon immer mal einen Bunker von innen ansehen wollte, darf sich den Ausweichsitz NRW auf keinen Fall entgehen lassen. Die Kosten von zehn Euro pro Person sind völlig gerechtfertigt. Dafür bekommt man zwei bis zweieinhalb Stunden interessante Bunkergeschichte zu sehen. Fotofreunde müssen sich allerdings zu einer gesonderten Tour anmelden, da das Fotografieren während der Führungen nicht gestattet ist. Bei den Fototouren gibt es dann aber zusätzlich eine Führung, Brunch und am Nachmittag Kaffe und Kuchen.
Weitere Fotos:
Zeitreise in den Kalten Krieg
Die Ansaugrohre für die Luftversorgung des Bunkers.
Darunter die Sandfilterbecken. Foto: Ausweichsitz-NRW |
| Zwei solcher Drucktüren bilden die Eingangsschleuse zum Bunker. Foto: Ausweichsitz-NRW |
| Auch heute noch befinden sich Schutzanzüge in den alten Dekontaminierungsbereichen des Bunkers. Foto: Ausweichsitz-NRW |
Ausstattung noch gut in Schuss
Besonders schön ist, dass der Bunker auch heute noch in einem technisch guten Zustand ist. Das macht ihn als Besucherziel besonders attraktiv. Viele andere Bunker sind nur noch teilweise begehbar und vieles an Ausrüstung und Ausstattung fehlt. Im Ausweichsitz NRW befinden sich sogar noch Karten von alten NATO-Übungen. Im weiteren Verlauf der Führung geht es durch die verschiedenen Referate der Landesregierung. Jedes hatte einen eigenen Raum im Bunker, wo es die für seine Aufgaben relevanten Mittel zur Verfügung gestellt bekam. Diese reichten von der Bibliothek, über Kartentische, bishin zu Fernschreibern und Telefonen.
| Im zentralen Lageraum des Bunkers sollte die Gesamt- lage von NRW im Ernstfall beobachtet und ausgewertet werden. Sogar die Sprechanlage funktioniert heute noch. Foto: Ausweichsitz-NRW |
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| Die Telefonzentrale des Bunkers: Alle ein- und ausgehen-
den Telefonate wurden hier verbunden. Zur Sicherstellung
der Geheimhaltung wurden sie zum Teil abgehört. Foto: Ausweichsitz-NRW |
Weiter geht es durch die verschiedenen Referate. Sogar ein Kulturreferat gab es. Dieses sollte im Krisenfall sicherstellen, dass zum Beispiel Exponate aus Museen in Sicherheit gebracht werden. Außerdem gab es ein Justizreferat, welches Ausnahmeregelungen erließ, da selbst im Kriegsfall das Gesetz herrscht. Sonderregelungen konnten hier erlassen werden. Beispielsweise eine längere Lenkzeit für LKW-Fahrer, damit Nahrungsmittel und Hilfsgüter schneller zum Bedarfsort gebracht werden konnten.
| Alles Redundant: Sämtliche lebenswichtigen Einrichtungen waren in Zweifacher Ausführung vorhanden, um sie bei Aus-
Fall ersetzen zu können. Foto: Ausweichsitz-NRW
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Lebenserhaltung im Bunker
Sollte der Strom im Bunker ausfallen, gab es zwei Dieselgeneratoren, die für die 30 Tage den Strom liefern konnten. Auch diese funktionieren heute noch und werden regelmäßig gewartet und getestet. Die Abgase wurden erst 50 Meter unter der Erde weggeleitet, damit der Bunker keine Wärmesignatur auf Aufklärungsbildern lieferte.
Die Ölheizung wird heute nicht mehr betrieben, aber in den knapp 30 Jahren, in denen der Bunker rund um die Uhr einsatzbereit gehalten wurde, wurde er auch andauernd auf etwa 20°C geheizt. Sämtliche Heizlüfter konnten über Druckluftleitungen vom Heizungsraum aus gesteuert werden. Ein großes Problem hierbei stellte Feuchtigkeit dar. Wäre feuchte Luft durch die Lüftung gelangt, hätte es überall schnell angefangen zu schimmeln. Daher befindet sich auch im Ausweichsitz NRW ein Entfeuchtegerät, welches die Luft zuerst nahe des Gefrierpunkts herunterkühlt. Dadurch kondensiert das Wasser in der Luft und lässt sich abscheiden. Anschließend wurde die Luft dann auf die eingestellte Heiztemperatur angewärmt und im Bunker verteilt.
Auch für das Leibliche Wohl wurde ein Vorrat für 30 Tage gehalten. Aus haltbarkeitsgründen gab es aber nur Konserven und Sackware wie Reis oder Nudeln. Eine groß ausgerüstete Küche gab es daher nicht. Es genügte ja das Öffnen und aufwärmen der Konserven.
| Diese Wasserpumpen sorgten für frisches Trinkwasser in den Wassertanks. Auch sie waren in zweifacher Ausführung verbaut. Foto: Ausweichsitz-NRW |
Sogar der WDR hatte ein eigenes Radiostudio im Bunker. Von hier aus konnte das normale Radioprogramm des WDR abgestellt und für den Krisenfall entsprechendes Programm gesendet werden. Damit hätte man im Ernstfall die Zivilbevölkerung auch nach dem Einschlag einer Atombombe weiterhin informieren können.
Gesamteindruck der Führung
Einen Eindruck wie anstrengend das Leben im Bunker gewesen sein muss, bekommt der Besucher bei der Führung in jeden Fall. Es ging eben darum dort zu arbeiten, und die Geschicke des Bundeslandes für einen Monat zu lenken. Komfort spielte keine Rolle. Durch das Szenario fühlt man sich in die Situation versetzt, diese Aufgaben zu übernehmen. Und der hervorragende Zustand des Bunkerinneren tut sein übriges dazu. Wer sich schon immer mal einen Bunker von innen ansehen wollte, darf sich den Ausweichsitz NRW auf keinen Fall entgehen lassen. Die Kosten von zehn Euro pro Person sind völlig gerechtfertigt. Dafür bekommt man zwei bis zweieinhalb Stunden interessante Bunkergeschichte zu sehen. Fotofreunde müssen sich allerdings zu einer gesonderten Tour anmelden, da das Fotografieren während der Führungen nicht gestattet ist. Bei den Fototouren gibt es dann aber zusätzlich eine Führung, Brunch und am Nachmittag Kaffe und Kuchen.
Weitere Fotos:
| Alles vorrätig: Alle benötigten Ersatzteile waren im Bunker verfügbar, um im Gebrauchsfall alles reparieren oder ersetzen zu können. Foto: Ausweichsitz-NRW |
| Nachgerüstet: Anfang der 70er wurde dieser Haartrockner nachgerüstet. Der Grund: Lange Haare waren bei Männern in Mode gekommen. Foto: Ausweichsitz-NRW |
| Die "Ministerpräsidenten-Suite": Der Ministerpräsident war die einzige Person im Bunker, für die ein Einzelzimmer vorgesehen war. Foto: Ausweichsitz-NRW |
| Auch im Falle eines Atomkriegs sendebereit: die Sprecherkabine im bunkereigenen WDR-Studio. Foto: Ausweichsitz-NRW |
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| Fernsprecher wie dieser waren damals das sicherste Kommunikationsmittel. Das zivile Fernsprechernetz ist heutzutage abgeschaltet. Foto: Ausweichsitz-NRW |
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| Komfort war Mangelware. Drei Betten standen in jedem Zimmer. Ein Bett wurde jeweils von Zwei Beamten im Schichtwechsel benutzt. Foto: Ausweichsitz-NRW |
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